|
|
Die 10micron GM2000 QCI Montierung
Speziell bei der Astrofotografie kann eine Montierung
nie stabil genug gebaut sein. Da ich mit meiner Vorgängermontierung einige
nicht lösbare technische Probleme hatte, fiel die Wahl nach langer Suche
letztendlich auf die "bella macchina" GM2000 aus Italien. Die Entscheidung war
für mich ab dem Moment klar, als ich diese Montierung das erste mal bei
meinem Bekannten life in Aktion gesehen habe. Der Hersteller 10micron baut
diese unglaublich schönen und sehr präzisen Montierungen in der
Nähe von Mailand.
Die GM2000 ist dabei in zwei Versionen
erhältlich. Bei der Ultraport-Version können DEC- und R.A-Teil
voneinander getrennt werden. Bei der Monolith-Version ist das Achsenkreuz aus
einem Stück. Aus Handlingsgründen habe ich mich für die teilbare
Version entschieden. Kein Teil ist dann schwerer als 15kg. Sämtliche Teile
werden aus gefrästem Aluminium und Edelstahl gefertigt. Als
Oberflächenfinish stehen rotes, blaues und silbergraues Eloxal zur
Auswahl.
Die Tragkraft der Montierung wird mit 40kg fotografisch
angegeben. Der typische periodische Fehler liegt bei garantierten +/- 3
Bogensekunden.
« Die GM2000 auf Centaurus
Edelstahl-Stativ |
Stativ-Platte:
Der Durchmesser beträgt 230mm. Der
Zapfen in der Mitte ragt in das Unterteil der Montierung und dient als
Lagerzapfen für die AZ-Einstellung. Mit den serienmäßigen
Libellen kann das Stativ einfach und exakt waagerecht aufgestellt
werden. |
|
|
Centaurus-Edelstahlstativ:
Das Eigengewicht liegt bei
ca. 25kg und die Tragkraft wird mit 100kg angegeben. Ich habe noch niemals im
Leben solch ein stabiles Stativ gesehen. Dieses Stativ ist auch mit
Carbon-Rohren erhältlich. Dieses spart dann fast 10kg an Gewicht, ist aber
nicht ganz so schwingungssteif wie die Edelstahlvariante. |
|
|
|
Der R.A. Teil:
Wie eingangs bereits
beschrieben, kann bei der abgebildeten Ultraport-Version der R.A-Block vom
DEC-Block einfach abgetrennt werden. Eine umlaufende Ringschwalbenkonstruktion
macht dies einfach möglich. Die beiden konisch geschliffenen Zapfen dienen
der Zentrierung des aufsetzbaren DEC-Blocks. Wenn die DEC-Einheit
einigermaßen lotrecht aufgesetzt wird, ist die passgenaue Adaption
überhaupt kein Problem.
Im Bild gut zu erkennen sind die
Justageschrauben für AZ und Alt. Alles ist komplett in Alu und Edelstahl
gehalten. Die Achsaufnahme der Alt-Justierung kann in vier verschiedenen
Positionen montiert werden. Somit können Polhöhen von 22°-
66° eingestellt werden. |
|
|
Sogar die Rändelknöpfe sind komplett aus Aluminium
gefertigt und hinten hohlgebohrt! Der Gewindestift ist aus Edelstahl und hat
einen Innensechskant. |
|
|
Die
Motoren-Getriebeeinheiten sind voll in Metall gekapselt. Die AC-Servomotoren
überzeugen im Gegensatz zu branchenüblichen Schrittmotoren durch
einen absolut gleichmäßigen und ruckfreien Lauf. Die Kraft wird
dabei ohne Backlash über einen Zahnriemen auf das Schneckenrad
übertragen. |
|
|
Die
GM2000 mit aufgesetzter DE Einheit. Die Gegengewichtsstange kann dabei separat
eingesetzt werden. Die Gegengewichtsstange ist auf Passung geschliffen und
gleitet spielfrei in die Aufnahme am hinteren Ende des DEC-Blocks. Durch das
Bajonett rastet die Achse sehr satt ein und kann mit einer Schraube fixiert
werden. |
Die Gegengewichtsstange:
Die Gegengewichtsstangeist mit
400mm Länge relativ lang. Sie ist komplett aus massivem Edelstahl
gefertigt und hat 40mm Durchmesser. Da mich die Gesamtlänge auf meinem
engen Balkon etwas gestört hat, habe ich die Stange zweiteilen lassen. Das
untere Ende kann bei Bedarf mit einem M16-Gewinde einfach als Verlängerung
drangeschraubt werden. Das hat sich als sehr praktisch erwiesen. |
|
|
Verlängerung der Gegengewichtsstange. Gegengewichte sind in 6 kg
und 12 kg erhältlich. |
|
|
|
Teleskopmontage:
Die
originale Baader-2" Prismenaufnahme (Losmandy kompatibel) war zwar ausreichend
stabil, dennoch habe ich diese gegen ein Edel-Modell der
Fa.
BT-Technologies getauscht. Die Unterseite dieser Klemme habe ich etwas
abfräsen lassen, damit noch mehr Auflagefläche zur Verfügung
steht.
Zusätzlich habe ich den Schwalbenschwanz
einseitig bis auf ein kleines Stück am Rand entfernen lassen. Somit muss
die Prismenschiene, an der das schwere Teleskop hängt, nicht komplett
eingefädelt werden. |
|
|
Das
Teleskop wird zu 2/3 auf den unteren Schwalbenschwanz aufgesetzt, hochgeklappt
und dann ein Stück nach hinten geschoben. Erst auf dem hinteren Stück
ist dann der Schwalbenschwanz beidseitig vorhanden, sodass das Teleskop nicht
mehr herausklappen kann.
Zum Schluss werden die Klemmbacken mit den
Knebelschrauben festgezogen. Die Klemmbacken sind dabei gefedert und nahezu
spielfrei auf Passstiften geführt. A: Schwalbenschwanz vorhanden B: Schwalbenschwanz entfernt |
|
Die Steuerung:
Im Lieferumfang der GM2000 ist ein
eigenständiges Steuergerät mit enthalten. Es besteht aus der
eigentlichen Steuerung (rechts im Bild) und einer Handbox mit zweizeiligem
Display (im Bild blau). Im Inneren der Steuerung arbeitet ein µ-Prozessor
mit Linux als Betriebssystem.
Die Steuerung benötigt ca. 1 min zum
Booten des Betriebssystems. Die Elektronik gibt es hierbei in zwei
Ausführungen: Entweder als Kasten im einer passenden Tasche (wie im Bild)
oder als in die Säule integriertes Zwischenstück zwischen Säule
und Montierung. Beides hat Vor- und Nachteile.
Ich habe mich für
die "Taschenlösung" entschieden, da ich die empfindliche Elektronik bei
Nichtgebrauch nicht im Freien aufbewahren will.
Die GM2000 benötigt
zum Goto-Betrieb keinen PC, da die komplette Steuerung in der Elektronik
untergebracht ist.
Besonders die Firmware weist
einige Highlights auf: Das Alignement der Montierung
(Initialisierung am realen Himmel) kann mit verschiedensten ausgefeilten
Algorithmen vorgenommen werden. Besonders empfehlenswert ist die 3-Star
Methode. Die Montierung muss zuvor grob auf den Polarstern ausgerichtet werden.
Dabei werden mit dem montierten Teleskop nacheinander 3 beliebige Sterne
angefahren, die in einer Liste vorgegeben werden. Es stehen dabei immer
genügend Referenzsterne zur Auswahl, auch wenn man nur ein sehr
eingeschränktes Himmelsareal überblicken kann. Mit den
Richtungstasten werden diese Referenzsterne jeweils genau in die Mitte eines
Fadenkreuzokulars gebracht und mit "Enter" bestätigt.
Danach kommt
der eigentliche geniale Teil: Die Polausrichtung. Nachdem das Alignement
stattgefunden hat, kann nun die Montierung OHNE Polsucher und ohne direkte
Sicht auf den Polarstern ausgerichtet werden. Im entsprechenden Modus der
Steuerung wird einfach ein weiterer Referenzstern aus einer vorgegebenen Liste
angewählt und von der Steuerung angefahren. Um diesen Pol-Referenzstern
nun wiederum in die Mitte des Fadenkreuzokulares zu bringen, werden einfach die
AZ und Alt- Justiereinrichtungen betätigt. Auf diese Weise erfolgt eine
ebenso exakte wie einfache Polausrichtung. Das Ergebnis ist verblüffend
genau. Ein Polsucher ist definitiv nicht nötig.
Zur Erweiterung
der Zielgenauigkeit des Goto's kann man die o.a. Schritte anhand weiterer
Referenzsterne verfeinern (Refinement). |
Selbstbauhalterung am Stativ für die Elektronikbox. Leider
bietet 10micron dahingehend keine Lösung an. |
|
Tuning:
Die Tasten der Handbox sind zwar allesamt
beleuchtet aber leider nur wenig erhaben. Es ist deshalb etwas schwierig, die
Richtungstasten bei Dunkelheit ohne Hinzusehen zu betätigen. Man
fühlt die Tasten leider nur sehr schlecht. Außerdem kann es leicht
zu Verwechslungen mit den anderen Tasten kommen.
Aus diesem Grund habe ich eine zusätzliche
Handbox gebaut, welche nur die vier Richtungstasten und einen Kipptaster
für die Einstellung der Slew-Geschwindigkeit eingebaut hat. An den
seitlichen Tastern kann zudem die Richtung der Steuerungstasten vertauscht
werden. Das ist während des Betriebes sehr praktisch. Angeschlossen wir
die kleine Zusatzhandbox über einen selbst eingebauten 9-pol Sub-D
Stecker. Die Tastenanschlüsse der Folientastatur können leicht mit
einem Durchgangsprüfer herausgemessen werden. Die Tasten der Zusatzhandbox
werden einfach parallel zu den Tasten in der Folientastatur
angeschlossen.
» Kleiner Schönheitsfehler: Die
Steckergehäuse der Motorenkabel (15-pol Sub-D) sind original aus billigem
Kunststoff. Es gibt im Elektronikfachhandel jedoch Steckergehäuse aus
Metalldruckguss, welche ganz einfach zu ersetzen sind. Es
sind hierfür keine Lötarbeiten nötig. |
|
|
Der
originale Aufnahmezapfen hatte in der Bohrung der R.A-Einheit etwas zuviel
Spiel (wenige 1/10mm). Es ist eine einfache M8-Inbusschraube mit angefastem
Schraubenkopf.. Um die Genauigkeit beim Wiederaufsetzen der R.A.- Einheit zu
erhöhen, habe ich mir einen exakt passenden Edelstahlzapfen drehen lassen.
Säulenverlängerung:
Mein Sternfreund
Kurt hat mir diese wunderbare Säulenverlängerung aus einem dicken
Aluminiumrohr gedreht. Es ist in der Praxis viel einfacher, die
Verlängerung aufzusetzen, als die Stativbeine auszuziehen und die
Montierung neu zu nivellieren. Die zusätzlich gewonnene Höhe durch
die Verlängerung beträgt 285mm. Die Wandstärke ist 15mm, was zur
außerordentlichen Stabilität beiträgt. Besonders bei der
visuellen Nutzung mit einem Refraktor in Zenitnähe ist diese
Verlängerung sehr praktisch.
An der Steuerelektronik können folgende Anschlüsse
kontaktiert werden:
- R.A- und
DEC-Motoren
- Autoguider
- serielle Schnittstelle zum
PC (Steuerung über viele Planetariumsprogramme möglich)
- LAN-Schnittstelle
(Ethernet zum Router oder PC)
- GPS-Modul (sehr praktisch
für exakte Position und Zeit)
- Handbox - Stromversorgung
(24V)
- externer Kontakt zum Ein-
bzw. Ausschalten der Steuerung
Mein persönliches Fazit:
Wer die
ultimative und kompromisslose Montierung sucht, ist mit der GM2000 von 10micron
zur Zeit bestens bedient. Der mechanische Aufbau, die gesamte Konzeption,
Software, Stabilität und Laufgenauigkeit setzen Maßstäbe. Bis
auf die o.a. Kleinigkeiten könnte ich mir keine weiteren Verbesserungen an
dieser hervorragenden Montierung vorstellen. Alleine das edle Finish in
eloxiertem Rot ist eine Augenweide.
|
|
|
Seit ich
die GM2000 fotografisch in Betrieb habe, stieg die Verwendungsrate meiner
Rohbilder auf 100% an! Bei guter Einnordung konnte ich 10min ohne Guiding
belichten, ohne irgendwelche Sternverzerrungen zu erhalten. (1000 mm
Brennweite)
Einziger Wermutstropfen ist der astronomisch hohe Preis -
allerdings ist diese italienische Schönheit meiner Meinung nach jeden Cent
wert!
Wenn es so etwas überhaupt gibt, kann die GM2000 durchaus
als Endlösung angesehen werden!
|
Die
technischen Daten:
- Hersteller:
10micron COMEC Technology
- Bezeichnung: GM2000 QCI
Ultraport
- Gewicht DEC-Einheit:
13.5kg
- Gewicht R.A.-Einheit:
15.1kg
- Gesamtgewicht: 28.6kg (nur
Achsenkreuz ohne Gegengewichte)
- Belastung: 50kg (max. 40kg
fotografisch empfohlen)
- Gegengewichtsstange: Durchmesser
40mm, 4kg
- Gegengewichte: 6 kg und 12 kg
erhältlich
- Genauigkeit: +/- 3 " (PEC
möglich)
- Achsen: 50mm, Stahl
- Schneckenräder: Basis aus
Aluminium, Zahnkranz aus Bronze, Durchmesser 172mm
- Schnecke: 24mm,
Stahl
- Guidinggeschwindigkeit: 0.5x
(fest eingestellt)
- Goto-Geschwindigkeit: bis 8°
/ sec
- Motoren: A.C. Servobrushless
F.I.S. (bürstenlose Servomotoren)
- einstellbare Polhöhe:
22° - 66°
- Polsucher: optional
erhältlich aber nicht nötig
- GPS: optionales GPS-Modul
erhältlich
- Stativ: Centaurus Edelstahl
(25kg) oder Carbon (ca. 16kg), Belastung 100kg
- Stromversorgung: 24V / max. 1.7A
(0.6 A bei siderischer Nachführung)
- Transportkoffer: optional
erhältlich
zurück zur 10micron
Startseite download Druckversion des Berichtes |
|
|