|
Sterne und Weltraum, DIE deutschsprachige
Zeitschrift für Astronomie - mehr erfahren Sie
hier
|
|
Perfektion
für 100 Euro Aufpreis - Farbkorrekturfilter für kurzbrennweitige
Fraunhofer-Refraktoren im Vergleich
Autor: Bernd Weisheit, publiziert in Sterne +
Weltraum, August 2003, Seite 78ff
|
|
|
Preiswerte, kurzbrennweitige Refraktoren
sind - nicht zuletzt durch neue Billiganbieter aus Fernost - inzwischen sehr
verbreitet. Um die bei diesen Teleskopoptiken auftretenden Farbsäume zu
reduzieren, gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Lösungen. Hier werden
alle derzeit zur Farbfehlerreduzierung angebotenen Filter
verglichen.
Das Fraunhofer-Objektiv (FH-Objektiv)eines
Refraktors besteht aus zwei Linsen, die das Licht bündeln und sammeln. Bei
Glaskörpern wie Linsen oder Prismen hängt aber die Lichtbrechung von
der Farbe (physikalisch exakter: von der Wellenlänge) des Lichtes ab:
Nicht nur beim allseits bekannten Spektralprisma, sondern auch beim Durchgang
durch eine Linse wird blaues Licht stärker und rotes Licht schwächer
abgelenkt. Durch eine geeignete Formgebung der insgesamt vier
Linsenflächen lässt sich der innere Bereich des Spektrums von
blau-grün bis grün-gelb im Brennpunkt des Objektivs weitestgehend
vereinigen. Das hier entstehende Bild ist von defokussierten blauen und
gelb-roten Bildbestandteilen umgeben, die man als sekundäres Spektrum
bezeichnet. Diesem wurde bislang vor allem mit konstruktiven Ansätzen
begegnet. Zum einen durch die Wahl eines kleinen
Öffnungsverhältnisses, also einer langen Brennweite im
Verhältnis zum Objektivdurchmesser (1:15 oder mehr) und zum anderen durch
die Verwendung einer dritten Linse im Objektiv, mit der ebenfalls ein
größerer Lichtanteil aus dem Spektrum im Brennpunkt vereinigt werden
kann. Eine dritte Variante besteht darin, eine der beiden Linsen des
FH-Objektivs aus einem hochbrechenden Spezialglas herzustellen, das in der Lage
ist, auch noch einen Großteil des blau-violetten Lichts in den Brennpunkt
zu lenken. |
Farbfehler - Details und
Gegenmittel: Da lange FH-Refraktoren nur schwer zu handhaben und
aufwändigere Objektivlinsen sehr teuer sind, werden von den meisten
Hobbyastronomen vor allem kurz- und mittelbrennweitige FH-Refraktoren genutzt,
die z.B. unter den Handelsnamen Synta, Skywatcher, Celestron, Dörr,
Bresser, Meade, Helios oder Konus angeboten werden und die ein deutliches
sekundäres Spektrum aufweisen. |
|
« Die Farbabweichung eines 120-mm-Fraunhofer-Objektivs
(f=1000 mm) von Synta im Vergtei.ch zur theoretischen Größe des
Beugungsscheibchens.
Die spektrale Abweichung ist in der Abb. links
am Beispiel eines 120mm Synta-Refraktors gezeigt. Zum Vergleich ist das
ebenfalls wellenlängenabhängige Auflösungsvermögen eines
120mm Objektivs nach Dawes eingezeichnet. Bei 475nm ist der Streukreis des
blauen Lichts im Fokus rund acht Mal so groß wie das theoretische
Beugungsscheibchen. Gewichtet man das sekundäre Spektrum des 120er Synta
unter Berücksichtigung der spektralen Nachtempfindlichkeit des Auges,
welche ja bei rund 400nm beginnt, so relativieren sich die hohen Abweichungen
in diesem Bereich zumindest für die visuelle Beobachtung. |
|
Wellenlängen ab 450nm nimmt das Auge aber schon deutlich wahr.
So ergibt sich bei Überlagerung beider Kurvenverläufe ein
"Sichtbarkeitsmaximum" für den blauen Farbsaum im Bereich von 460 bis 490
nm.
Dennoch erwarten die Sternfreunde von einem Refraktor eine gute
optische Leistung, vor allem bei der Beobachtung der Sonne, des Mondes und der
Planeten. Hier klafft eine Lücke zwischen Anspruch und technischer
Realität. Um dem zu begegnen, gibt es zwei prinzipiell unterscheidbare
Wege: Man kann die störenden Wellenlängen mit aufwendigen - und damit
teueren - optischen Elementen doch noch in den Brennpunkt bringen oder man
blendet sie durch geeignete Filter aus. Der erste Weg ist sicherlich der
bessere, da hierbei die volle Lichtmenge des Objektivs und die im blauen
Bildanteil enthaltene Information genutzt werden.
Der andere Weg der
Ausblendung störender Lichtanteile wird heute aber weitaus häufiger
beschnitten, da die Techniken zur Herstellung von preiswerten,
lichtselektierenden Interferenzfiltern inzwischen verbreitet sind. Die
Farbfehlerreduzierungsfilter der Hersteller Baader Planetarium, Sirius Optics
und Williams Optics sind aufgrund ihrer Preise, die zwischen 50 Euro und 150
Euro liegen, auch für Käufer eines günstigen China-Refraktors
interessant - Anlass genug, einmal alle sieben zur Zeit verfügbaren
Lösungen sowie einige empfohlene Filterkombinationen zu
vergleichen.
Umfang und
Testgeräte: Im Rahmen dieses Berichts kam vor allem ein 127mm
FH-Refraktor (f=1180mm, 1:9.3) des US-Herstellers Meade zum Einsatz. Obgleich
das Meade-Objektiv mit einem Strehl-Wert von 0.947 von guter Qualität ist,
zeigt es doch bei einem Öffnungsverhältnis von knapp 1:10 einen
erkennbaren Farbsaum. Ohne die Verwendung eines Filters ist der Farbfehler bei
diesem Gerät bis circa 100-facher Vergrößerung
vernachlässigbar, bei 150fach deutlich sichtbar und ab 200fach bei
Detailbeobachtungen störend. |
|
« Das erste Testgerät, ein 127mm- Refraktor (f=1180 mm)
von Meade auf einer modifizierten Super Polaris Montierung von
Vixen.
Mit einem 90mm Richfield-Teleskop 500mm, 1:5.5) von Coulter
und einem freundlicherweise zur Verfügung gestellten 120mm FH-Refraktor
(f=1000mm, 1:8.3) des Herstellers Synta wurden die Filter ebenfalls in der
Praxis getestet. Alle drei Teleskope wurden mit einem Justierlaser daraufhin
überprüft, ob der Okularauszug auch wirklich auf die optische Mitte
des Objektivs zielt. Außerdem mussten sie sich einem Sterntest
unterziehen, um zuverlässige Bestätigungen über den Justage- und
Korrekturzustand der Hauptlinsen zu erhalten. |
|
Durch die mehr oder weniger starke Beschneidung des blauen
Bildanteils wird das restliche Bild im Fokus der Fernrohrs gelblich oder
gelb-grün eingefärbt. Durch Einsatz eines leichten Blaufilters oder
des blauviolett färbenden Baader Skyglow-Filters kann man versuchen, dem
entgegenzutreten. Diese denkbaren Kombinationen wurden, soweit sinnvoll und
nachvollziehbar erscheinend, berücksichtigt. Getestet wurden folgende
Filter oder Filterkombinationen:
· |
ein Gelbfilter
(Wratten 12) von Meade, |
· |
der Kontrastfilter
"Skyglow" von Baader Planetarium (Skyglow), |
· |
der
Kontrast-Booster" von Baader Planetarium (Booster), |
· |
der Filter Minus
Violet 1 von Sirius Optics (MV1), |
· |
eine Kombination
aus Minus Violet 1 und Skyglow, |
· |
der Minus Violet 20
von Sirius Optics (MV20), |
· |
eine Kombination
aus "Minus Violet 20 und einem Hellblau-Filter (Wratten 82A) von Meade,
|
· |
der Filter
"Violet-Reduction 1 von William Optics (VR1), |
· |
eine Kombination
aus "Minus Violet 1 und Skyglow, sowie |
· |
der Filter
"Neodymium NPC1" von Sirius Optics. |
Die Filter wurden
freundlicherweise von den Firmen APM Telescopes (Groebenstr. 35, D-66117
Saarbrücken), Baader Planetarium (Zur Sternwarte, D-82291 Mammendorf,
Scopeequipment Michael Holm (Langenbrander Str. 42, D-76596 Forbach-
Langenbrand) und Teleskop-Service Ransburg (Keferloher Marktstrage 19 C, D-
85640 Putzbrunn) zur Verfügung gestellt. |
|
« Die Riege der untersuchten Filter: Williams VR1, Sirius
NPC1, Skyglow von Baader, Sirius MV1 und MV20 und der Contrast-Booster von
Baader (von links oben nach rechts unten).
Um einen vergleichbaren
Eindruck der Filterwirkung und Bildfärbung zu erhalten, wurde in einer
ersten Testreihe am Tage bei wolkenfreiem Himmel ein weit entferntes Testobjekt
in Form einer Baumknospe aufgenommen. |
|
Dieses natürliche Testobjekt, mit einer den Planeten durchaus
vergleichbaren Oberflächenstruktur aus hellen und dunklen Farbtönen,
ist geeigneter als der oft empfohlene Antennenmast. Die Aufnahmen der Testreihe
entstanden mit dem Meade-Refraktor, wobei das Bild mit einem guten
orthoskopischen 12.5mm Planetenokular von Parks in eine digitale
Spiegelreflexkamera Pentax EI 2000 projiziert wurde. Diese Testreihe wurde mit
allen Filtern dreimal wiederholt, um eventuelle Abweichungen oder
Einflüsse zu erkennen.
Bei Tageslicht offenbaren alle Filter ihre
Eigenfarbe am deutlichsten. Bei der Beurteilung der Testaufnahmen ist jedoch zu
berücksichtigen, dass bei der nächtlichen Beobachtung die Eigenfarben
der Filter deutlich schwächer in Erscheinung treten. Dies liegt zum einen
an dem geringeren Farbsehen bei Nacht und zum anderen an der Farbverschiebung
des Auges, dessen Empfindlichkeitsmaximum bei Nacht im Blaugrünen lambda =
505 nm) und bei Tageslicht im Gelbgrünen lambda = 550 nm) liegt.
Bei der zweiten Testreihe, der Beobachtung von Himmelsobjekten, wurden
neben dem Teleskop von Meade auch die beiden anderen Geräte eingesetzt.
Getestet wurde anhand der klassischen Refraktorobjekte Sonne, Mond, Jupiter und
Saturn. Im Deep-Sky-Bereich wurde an Rigel, dem rechten Fußstern des
Orion, die Ausdehnung und Intensität des violetten Farbsaums sowie die
Erkennbarkeit des 9' entfernten, 7 mag schwachen Begleiters geprüft. Die
Beobachtung des Orionnebels lieferte Aufschlüsse über die Eignung der
Filter für Gasnebel und anhand schwächerer rötlicher Sterne des
Doppelsternhaufens h und chi Persei offenbarten sich Farbabweichungen. Solche
Eindrücke sind natürlich subjektiv, trotzdem fanden sie aber durch
die Ergebnisse der photographischen Reihe durchaus ihre Bestätigung.
|
|
« Vergleichstabelle der besprochenen Filter.
Bitte klicken Sie zum Laden einer größeren Version
auf das Bild.
Zur
Detaildiskussion wurden nach Beendigung der visuellen Testreihen von allen
Filtern unter identischen Laborbedingungen von der Firma Horn Optikmessungen
mit Hilfe eines Perkin-Elmer- Lambda-900-Spektrometers Transmissionskurven
erstellt. Die Hersteller Baader und Sirius lieferten zu ihren Produkten eigene
Transmissionskurven, die es zu bestätigen galt. im Labor von Wolfgang
Rohr, Hassfurt, wurden abschließend noch Tests einiger Filter
durchgeführt, welche die hinsichtlich der optischen Qualität der
Filter gewonnenen Eindrücke bestätigten. |
|
Diskussion der vorgestellten
Filter: Durch den Einsatz der beschriebenen Filter und
Filterkombinationen wurden hier sehr unterschiedliche Ergebnisse erreicht. In
Anbetracht der Vielzahl an Beobachtungen werden im Folgenden vor allem die
wesentlichen Unterschiede und Einzelcharakteristika der Filter herausgestellt.
Gelbfilter Wratten 12 von Meade: Ein schwacher Gelbfilter
war bis zum Erscheinen der hier besprochenen Filter die einzige
Möglichkeit zur Unterdrückung des blauen Farbfehlers. Bei
kurzbrennweitigen FH-Teleskopen muss es schon ein etwas kräftigerer
Farbfilter wie der Wratten 12 sein, damit der Farbfehler vollständig
absorbiert wird. Allerdings sollten sich Anwender darüber im Klaren sein,
dass sie mit einem solchen Kantenfilter nur noch in einem Ausschnitt des
Spektrums agieren. Dies mag bei der Schwarz-Weiß- Photographie oder der
zeichnerischen Erfassung feinster dunkler Details in der Jupiteratmosphäre
problemlos gehen. Auch zur Trennung von Doppelsternen ist ein derartiger Filter
vertretbar, sofern es bei der Beobachtung nicht um den Genuss interessanter
Farbunterschiede geht.
Skyglow-Kontrastfilter von Baader
Planetarium: Hierbei handelt es sich um keinen speziellen Filter zur
Farbfehlerreduzierung. Da der Filter aber unterhalb von 375nm sperrt, wurde ihm
lange Zeit eine Verringerung des Farbsaums nachgesagt. Im erwähnten
Bereich von 460nm bis 490nm lässt der Skyglow-Filter jedoch fast 90% des
Lichtes hindurch, so dass keine sichtbare Reduzierung des Farbfehlers erreicht
wird. Im praktischen Einsatz kehrt sich der Effekt sogar um. Da der Filter
aufgrund seiner spektralen Durchlasskurve das Bild violett einfärbt,
werden dunkle Bildbereiche mit einem entsprechenden Farbschimmer versehen.
Dadurch erscheint der Farbfehler subjektiv sogar stärker ausgeprägt.
Die Reihe der Testaufnahmen zeigt diesen Effekt deutlich. Dass der Skyglow
trotzdem seiner Aufgabe als Kontrastfilter nachkommt, zeigen die deutlicher
hervortretenden Oberflächenstrukturen der abgebildeten Baumknospe.
Kontrast-Booster von Baader Planetarium: Da der
Booster-Filter das Bild gelb-grünlich einfärbt, kann man nur schwer
Aussagen über die Farbnuancen auf einem Planetenscheibchen treffen. Dies
ist aber auch schon die einzige Schwäche eines ansonsten
überzeugenden Produktes. So ist der aus dem Skyglow-Filter entwickelte
Booster-Filter der einzige Interferenzfilter in diesem Vergleich, welcher das
sekundäre Restspektrum vollständig entfernt und dadurch feinste
Details hervortreten lässt. Mit dem Filter war die Cassini-Teilung im
Fünfzöller als sauberer, schwarzer Tuschestrich zu sehen. Dies gilt
zwar auch für den Gelbfilter, der Booster-Filter arbeitet im Gegensatz
dazu aber nicht monochromatisch, und es gehen im Bereich von 495nm bis 730nm -
von der Einfärbung abgesehen - keine Bildinformationen verloren. Der
Einsatz bei der Beobachtung von Sonne, Mond und Planeten ermöglicht es,
mit diesem Filter die maximale Leistungsfähigkeit der Optik zu nutzen. Die
Beseitigung der Farbabweichungen ist so weitreichend, dass man ihn sogar zum
Sterntest der Optik einsetzen kann, während sonst die extra- und
intrafokalen Beugungsbilder durch Farbabweichungen verschleiert werden. Eine
hohe optische Güte des Filterträgers, die selbst bei 400-facher
Vergrößerung keine Beeinträchtigungen erkennen lässt,
bringt der Booster-Filter hierfür als Voraussetzung ebenfalls mit. Bei der
Sonnenbeobachtung unter Verwendung eines weiß-blau zeichnenden
Folienfilters erscheint das Bild in einem recht natürlichen Gelbton, und
die Umbren der Sonnenflecken sind mit diesem Filter wirklich schwarz. Im
Deep-sky-Bereich ist der Einsatz bei der Doppelsternbeobachtung sinnvoll.
Für die Beobachtung von Galaxien, Gasnebeln oder für
Richfield-Beobachtungen ist er wegen seiner ausgeprägten
Bildeinfärbung und des etwas dunkleren Bildes weniger geeignet.
Sirius Optics Minus Violet1: Dieser Filter war der erste
farbsaumreduzierende Interferenzfilter, und Firmengründer Al Misiuk hat
hiermit Pionierarbeit geleistet. Der MV1 färbt das Bild in ein deutliches,
im Vergleich zum Booster aber wesentlich helleres, Pastellgrün. Da der
Filter bei rund 470nm bereits wieder "aufmacht", ist klar, dass ein Rest an
blauem Farbsaum zwangsläufig verbleibt. Trotzdem wird dieser um rund
40-50% abgeschwächt und das Bild erscheint bei geringen und mittleren
Vergrößerungen akzeptabel. Leider scheint das Trägerglas des
Filters von geringerer Qualität zu sein, denn das Bild brach bei der
Beobachtung von Mond, Jupiter und Saturn oberhalb von 150-facher
Vergrößerung zunehmend ein. Im Deep-Sky-Bereich ist es durch seine
recht helle Bildgebung bei geringeren Vergrößerungen einsetzbar,
für hochauflösende Beobachtungen ist er nicht empfehlenswert. Ein
weiterer Schwachpunkt dieses und einiger anderer Interferenzfilter von Sirius
Optics betrifft die mechanische Stabilität der Beschichtungen. Selbst auf
dem mitgelieferten Datenblatt wird der Filter als - empfindlich - beschrieben.
Er solle nicht mit Feuchtigkeit in Verbindung kommen und müsse stets
hinter dem Okular fest eingeschraubt bleiben, damit er "vor den Elementen"
geschützt sei. Dies mag alles richtig sein, mutet aber leider sehr
praxisfern an. Wer beobachtet schon permanent mit einem und demselben Okular
oder legt sich gleich eine Handvoll MVI-Filter zu? Zur Ehrenrettung muss
allerdings gesagt werden, dass es bei sachgerechter Benutzung im
halbjährigen Testzeitraum mit feuchten, nebeligen Herbst- und bitterkalten
Winternächten keine Probleme oder Mängel an den Filterschichten gab.
Einige Sternfreunde empfehlen die Kombination des MV1 mit einem
Baader-Skyglow-Filter, um so ein farbneutraleres Bild zu erhalten. Dies konnte
durch die Testreihe jedoch nicht bestätigt werden. Durch die Kombination
eines grün-gelben mit einem blau-violetten Filter ergibt sich keine
Farbneutralität. Zudem wächst der Violettsaum durch den Einsatz des
Skyglow aus den bereits geschilderten Gründen eher wieder an. Das Bild
wird insgesamt dunkler und es können durch die zwei nahestehenden
Interferenzbeschichtungen bei der Beobachtung von Mond und Planeten
Lichtreflexe auftreten.
Sirius Optics Minus Violet 20: Ein
weiteres Angebot von Sirius ist der Filter MV20. Dieser ist keine einfache
Modifikation des MV1. Der zwangsläufig gelb-grünen Einfärbung
eines solchen Filters begegnet man mit zwei Ansätzen. Zum einen ist der
Filter im blauen Bereich bei 440nm bis 450nm bereits wieder durchlässig
und liefert somit ein ausgewogeneres Bild. Zum zweiten begegnet er mit einer
leichten Transmissionsdelle zwischen 500nm und 600nm dem Farbstich, da er so
etwas Grün aus dem Bild nimmt. Somit zeigt der Filter einen leichten
lachsroten Farbton, der einem photographischen Skylight 1b ähnelt. Auch
wenn der Mond und die Planeten in einem etwas rosa-bonbonfarbenen Ton
erscheinen, so ist die Farbtreue doch deutlich höher als bei den meisten
anderen Korrekturfiltern. Da der Preis aber mit einer höheren Transmission
im Violetten und Blauen erkauft wird, kann der MV20 den ungeliebten Farbsaum
auch nur noch zu rund 30% bezwingen. Es ist nicht ersichtlich, warum der Filter
gerade im kritischen Bereich von 450nm bis 480nm einen Peak mit fast 90%
Transmission hat. Leider gilt auch für den MV20 hinsichtlich der optischen
Güte und der Beschichtungsstabilität das beim MV1 Gesagte. Ein sehr
überraschendes Ergebnis erbrachte die Kombination des MV20 mit einem
hellblauen Farbfilter des Typs Wratten 82A. Das sich hierdurch ergebende Bild
ist absolut farbneutral. Um dem Manko zweier hintereinander geschalteter Filter
zu entkommen, wäre es interessant, die Beschichtung des MV20 einmal direkt
auf einen optisch hochwertigen Wratten 82A-Filter aufzutragen. Am Mond war die
Filterwirkung vertretbar, helle Objekte wie Jupiter, Saturn und Rigel waren
noch immer von einem deutlichen violetten Saum umgeben, der im Falle von Rigel
bis zu seinem schwachen Begleiter reichte.
William Optics
Violet-Reduction 1 (VR1): Der vierte Vertreter dieser Testreihe kommt
von der US-Firma Williams Optics. Im ersten Eindruck ähnelt er dem Sirius
MV1. Allerdings ist der Williams VR1 etwas heller und bietet ein gelbliches
Bild. Er weist eine höhere Transmission auf und einen wesentlich
saubereren Kurvenverlauf, der sich durch eine steilere Anstiegskante und ein
hohes, glattes Transmissionsplateau von 460nm bis 670nm auszeichnet. Im
Gegensatz zum MV1 beginnt die Anstiegskante bei 400nm bei der Intensität
Null. Da dann beide bei knapp 450nm durchlässig werden, kann der VR1
aufgrund der zuvor steileren Flanke seiner Transmissionskurve eine
geringfügig bessere Reduzierung des Farbsaums, nämlich auf rund 50%
der Ursprungsintensität, für sich verbuchen. Das in der
Transmissionskurve erkennbar breitere und höhere Transmissionsplateau
erklärt auch das hellere Bild. Sehr enttäuschend war die mangelnde
Kooperationswilligkeit des Anbieters William Optics. Auch für diese
Produktvorstellung war man dort weder bereit, eine Transmissionskurve des
Filters zuzusenden, noch irgendwelche Aussagen über die Art und
Qualität der Beschichtung zu treffen. Trotzdem kann der Filter durchaus
als solides Produkt angesehen werden und ist im direkten Vergleich dem MV1 von
Sirius vorzuziehen. Bei der Beobachtung des Mondes und der Planeten erschien
der Farbsaum etwas geringer, und die gelbliche Bildeinfärbung erwies sich
im Gegensatz zum Hellgrün des MV1 doch ästhetischer. Im
Deep-Sky-Bereich überzeugt der VR1 durchaus, da sich die Verschiebung der
Sternfarben noch in Grenzen hält und der Filter hier seine hohe
Transmission ausspielen kann. Bei der Beobachtung der Sonne kommt die gelbliche
Bildeinfärbung sogar positiv zum Tragen, und die Violett-Reduzierung
erweist sich als zufriedenstellend, auch wenn in der Umbra ein violetter
Farbton bestehen bleibt. Alles in allem ist der VR1 auch im Hinblick auf den
nicht unerheblichen Preisunterschied im direkten Vergleich zum MV1 die bessere
Wahl. Für die hin und wieder empfohlene Kombination des VR1 mit einem
Baader Skyglow gilt das beim MV1 von Sirius Gesagte. Auch hier gibt es bessere
Lösungen.
Sirius Optics
Neodymium NPC1: Dieser Filter stammt wieder aus dem Haus Sirius Optics
und konnte als brandneue Entwicklung aus erster Produktionsreihe in diesen Test
einbezogen werden. Die Anstiegskante ähnelt der eines MV1, allerdings hat
der Hersteller hier bei 470nm noch eine Absorptionsdelle setzen können,
die sich in einer merklich besseren Reduzierung des Farbfehlers bemerkbar
macht. Den gelb-grünen Farbstich unterdrückt dieser Filter durch zwei
tiefe Einschnitte in der Transmissionskurve bei rund 530nm und bei 580nm.
Dadurch wird die Wiedergabe zwar etwas farbneutraler, andererseits weist der
NPC1 durch diese Kurvengebung die niedrigste Gesamttransmission aller hier
verglichenen Filter auf Die Verringerung der Bildhelligkeit ist bei kleinen
Refraktoren unter 100 mm Öffnung bereits problematisch. Beim hier
verwandten Fünfzöller war die leichte Abdunklung des Bildes bei
hellen Objekten wie Mond, Jupiter oder Saturn als leichtes "Dämpfglas"
nicht unangenehm. Außerdem tritt in einem dunkleren Bild die subjektive
Wirkung des Farbsaums ebenfalls etwas mehr in den Hintergrund. Im
Deep-Sky-Bereich ist der Verlust an Grenzgröße offensichtlich. Der
Orionnebel erschien bei der Beobachtung durch den Filter merklich
schwächer als ohne Filtereinsatz. Sehr deutlich war dies bei einem kleinen
Seitenschwenk zum Sternhaufen M 35 in den Zwillingen anhand des benachbarten
kleinen Sternhaufens NCC 2158 zu erkennen. Dieser war bei hochstehendem
Halbmond am Himmel ohne Filter durch den Fünfzöller gerade noch zu
erkennen und mit Filter schließlich gar nicht mehr. Bei einer
niedrigvergrößernden Betrachtung der offenen Sternhaufen h und chi
Persei fällt die schwache Restfarbe des Filters nicht auf. Dem Problem mit
der Qualität des Glasträgers scheint man bei Sirius entgegengewirkt
zu haben. Dieser Filter wird nach Herstellerangaben nun bei Schott poliert und
gekauften und bricht in der Tat bis zu einer 200-fachen Vergrößerung
nicht mehr sichtbar ein. Übrig bleibt nur noch das nicht unerhebliche
Problem der zu empfindlichen Beschichtung. Da der NPC1 bei zufriedenstellender
Reduzierung des Farbsaums und der Bildqualität eine nur geringe
Bildeinfärbung - einen sehr leichten Türkiston - aufweist, kann
dieser Filter von allen getesteten Sirius- Produkten am meisten
überzeugen. |
Trägerqualität: Im
Interferogramm zeigen sich die Ungenauigkeiten im Material des
Trägerglases Um die Einflüsse von Verspannungen im Filtergehäuse
auszuschließen, wurden alle Klemmringe der Filter zuvor gelockert. Die
Linienverläufe beim NPC1 und MV20 deuten auf Aufwölbungen mit einer
typischen Höhe von einigen Wellenlängen im Trägerglas hin. Sie
werden normalerweise beim Polieren der Glasfläche abgetragen, bleiben
jedoch bestehen, wenn als Filterträger statt polierter Gläser nur
geflammtes Glas verwendet wird, bei dem die Oberfläche nur durch ein
kurzzeitiges Anschmelzen etwas geglättet wird. Die Zick-Zack-Linien beim
MV-Filter geben Fließ- strukturen aus dem Herstellungsprozess des
Glasträgers wieder. Der von Baader Planetarium angebotene Filter zeigt im
Innenbereich einen sauberen Linienverlauf mit Fehlern im Bereich von wenigen
Bruchteilen einer Lichtweltenlänge. Bei den Linienabsenkungen am Rand des
Glases handelt es sich vermutlich um Restspannungen und leichte
Aufwölbungen, die beim Herausschneiden des kleinen Rundglases aus der
geschliffenen Trägerplatte entstanden. |
|
Fazit: Baader zeigt überzeugend, was sich mit kompromissloser
Qualität auf die Beine stellen lässt. Der Booster ist der einzige
Interferenzfilter im Feld, der das sekundäre Spektrum vollständig
beseitigt - freilich um den Preis einer Bildeinfärbung, deren Bewertung
sicherlich eine sehr subjektive Angelegenheit ist. Da der Baader-Filter sein
Produktziel konsequent und optimal umsetzt und im Hinblick auf Qualität
und Preisgestaltung klar die Nase vorne hat, verdient er im Moment sicherlich
den ersten Platz im Okularkästchen des Refraktorbesitzers. Einen etwas
anderen Weg deutet Sirius mit dein NPC1 und dem MV20 an: den Farbsaum nur
insoweit zu beseitigen, wie sich die damit einher gehende Bildfärbung noch
kompensieren lässt. Im Hinblick auf die Beschichtungsstabilität und
die noch vorhandene Restfärbung wird man sich bei Sirius aber noch
Gedanken machen müssen. Da beim MV20 weder die optische Qualität noch
die Farbfehlerreduzierung überzeugen kann, stellt der NPC1 bezüglich
der Farbneutralität das bis dato überzeugendste Angebot dar und
könnte als derzeit bestes Produkt dieser Richtung durchaus den zweiten
Platz im Okularkoffer eines Planetenbeobachters verdienen. Allerdings erscheint
er im Hinblick auf die Kritikpunkte und im direkten Preisvergleich mit dem
Baader-Produkt viel zu teuer. in diesem Bereich ist das Machbare also noch
keinesfalls erreicht.
Für den mehr im Deep-Sky-Bereich aktiven
Sternfreund dürfte nicht der Sirius-, sondern der Williams-Filter den
zweiten Platz ausfüllen. Seine hohe Transparenz und nur minimale
Bildeinfärbung empfehlen ihn für diesen Bereich. Dennoch ist die
Violettreduktion für einen gelegentlichen Blick auf Mond, Planeten und
Doppelsterne ausreichend.
Ausblick: Spannend wäre aus
diesem Duell der Zweitplatzierten eine zweite denkbare Entwicklung aus dem
Skyglow-Filter, die aber nur den kritischen Bereich von 470nm bis 790nm zu 60%
oder 70% abblockt und dann eine höhere Farbneutralität mit der
technischen Qualität des Kontrast-Booster verbinden würde. Aber auch
der NPC1 und der MV20 haben hier noch Ressourcen. Der Einsatz besserer
Filterträger sowie eine Steigerung der Transmission bzw. die Optimierung
der Kurve sollten kurzfristig umsetzbar sein. Wer wird also den ersten
weitgehend farbneutralen Korrekturfilter produzieren? |
|
|
|