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Sterne und Weltraum, DIE deutschsprachige
Zeitschrift für Astronomie - mehr erfahren Sie
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Das
Zeiss-Diascope 85 T* FL
Autor: Elmar Remmert, publiziert in Sterne +
Weltraum, Oktober 2003, Seite 70 ff.
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Dieser Erfahrungsbericht beschäftigt
sich mit einer neuen Spektivreihe von CarL Zeiss Sports Optics, die seit Herbst
2001 unter der Modellbezeichnung "Diascope" im Handel erhältlich ist.
Seit einiger Zeit werden hochwertige Spektive auch zur
Himmelsbeobachtung eingesetzt, wie z. B. das "Apo-Televid" von Leica (siehe SuW
51 1999, S. 479). Obwohl diese Instrumente in erster Linie für allgemeine
Naturbeobachtungen konzipiert wurden, trifft man sie immer häufiger bei
Sternfreunden an, die vor allem eines wollen. Spaß haben an der
Astronomie, und das möglichst unkompliziert! Viele Leser werden es deshalb
begrü-ßen, dass die Firma Zeiss mit der neuen Spektivreihe
"Diascope" ein hochinteressantes Geräteprogramm präsentiert, das
nicht zuletzt durch das angebotene "Astro-Zubehör" eine echte Alternative
zu herkömmlichen astronomischen Reisefernrohren
darstellt.
Zunächst aber ein
Blick auf die Gerätelinie: Zeiss Sports Optics bietet vier Modelle an -
ein 65mm- und ein 85mm-Spektiv, jeweils in den Versionen "Gerad- und
"Schrägein-blick". Während im Jagdbereich und bei einigen
terrestrischen Beobachtungen die Geradsichtvariante bevorzugt wird, kommt
für astronomische Zwecke nur die Ausführung mit 45Grad Einblick in
Frage, und hier das größere Modell 85 T* FL (Abb.1).
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Technische Merkmale Das Diascope 85
T* FL ist ein 85mm-Spektiv mit fünflinsigem Objektiv, einer zweistufigen
Innenfokussierung und einem 45Grad-Umlenkprisma in Dachkant Bauweise. Die Optik
befindet sich in einem Tubus, der aus einer korrosionsfesten
Leichtmetall-Legierung besteht. Aufgrund seines Gesamtgewichts von nur 1.45 kg
ist er kaum schwerer als ein lichtstarkes Fernglas. |
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« Die technischen Daten der Zeiss Diascope (klicken
Sie zum Laden einer größeren Version auf das Bild)
Wer
glaubt, dass die Leichtbauweise auf Kosten der Steifigkeit geht, wird angenehm
überrascht sein. Das neue Diascope 85 T* FL wurde für den rauen
Jagdbetrieb konzipiert, wo nach unsanfte Behandlung zur Tagesordnung
gehört. So hinterlässt es einen sehr robusten Eindruck. Das wasser-
und staubdichte Gehäuse bietet jedenfalls einen sicheren Schutz für
die Optik und Mechanik. Der mit Stickstoff gefüllte Tubus verhindert
zusätzlich bei einem schnellen Temperaturwechsel das Beschlagen der Linsen
von innen - eine Maßnahme, die sich bereits im Feldstecherbau
bewährt hat. |
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« Abb.01: Das Zeiss Diascope 85*FL im praktischen
Einsatz
Der Rohrkörper
wird objektivseitig durch eine verschiebbare Gegenlichtblende abgeschlossen,
die im ausgefahrenen Zustand als Taukappe dient (Abb. 1). Die Peilhilfe zum
Anvisieren der Objekte kann allerdings nicht überzeugen und führt
aufgrund des 45Grad-Einblicks selbst bei Naturbeobachtungen am Tage zu
längeren Suchaktionen. Bei nächtlichen astronomischen Beobachtungen
ist der Nutzwert der Visiereinrichtung gleich Null; hier empfiehlt sich der
Einsatz eines Leuchtpunktsuchers (z.B. TeleVue Quick Point oder
LED-Star-Pointer von Baader). |
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Ein mechanisches Highlight des Diascope 85 T* FL ist die zweistufige
Innenfokussierung über griffige, getrennte Gummiwalzen. Es handelt sich um
eine so genannte Dual-Fokussierung, die als Grob- und Feintrieb eine genaue
Scharfeinstellung ermöglicht. Für astronomische Beobachtungen ist der
Feintrieb (Untersetzung 1:3) das Maß aller Dinge, denn mit Hilfe der
zweiten, vorderen Gummiwalze können sehr feine, gefühlvolle
Fokussierungen realisiert werden. Das Ganze funktioniert absolut spiel- und
ruckfrei mit einer Präzision, die wirklich vorbildlich ist. Um bei der
Beobachtung Vibrationen zu reduzieren, hat die Stativhalterung (1-1/4-Zoll bzw.
3-1/8-Zoll-Anschlüsse) eine große Auflagefläche, so dass der
Rohrkörper sicher auf einem Stativkopf befestigt werden kann. Das Spektiv
kann über die integrierte Rohrschelle um die Längsachse gedreht und
stufenlos bzw. mit Rastpunkten bei 45Grad und 90Grad arretiert werden.
Optische Eigenschaften Die Optik des Diascope 85 T* FL (85 mm Öffnung,
502 mm Brennweite) wurde völlig neu berechnet und besteht aus einem
dreilinsigen Hauptobjektiv aus fluorhaltigem Glas sowie einer zweilinsigen
Fokussierlinse im Innern des Gehäuses. Diese negative Schiebelinse bildet
in Verbindung mit dem dreilinsigen Hauptobjektiv ein Telesystem (ähnlich
einem Photoobjektiv mit Innenfokussierung), das sich gegenüber
herkömmlichen Systemen durch eine besonders kurze Baulänge
auszeichnet. Dadurch entsteht ein handlicher Rohrkörper (345 mm
Baulänge bei 502 mm Brennweite), der leicht zu transportieren ist. Die in
der neuen Thin-Lens-Technology (TLT) nach dem Advanced Qptics 5ystem (AOS)
ausgeführten Objektive (flachere Linsenschnitte) sind extrem leicht und
tragen zu einer weiteren Gewichtsreduzierung des ganzen Systems bei. Noch ein
Wort zur Optik: Die Firma Zeiss hat sich bemüht, durch die Kombination der
T*-Mehrschichtvergütung mit Fluoridgläsern ein Höchstmaß
an Bildqualität zu erzielen. Dies konnte in der Praxis durch ein sehr
helles, kontrastreiches Bild bestätigt werden! Nur in punkto
Farbneutralität müssen kleine Einschränkungen hingenommen
werden, da im äußeren Gesichtsfeld leichte Farbsäume den guten
Gesamteindruck etwas beeinträchtigen. |
» Abb. 02: Die Diascope-Okulare (hier abgebildet das Vario)
werden per Bajonettanschluss mit dem Rohrkörper verbunden
Die Diascope-Okulare Für das Diascope bietet Zeiss Sports Optics drei hauseigene
Okulare an: zwei Weitwinkelokulare und ein Vario-Okular. Sie werden über
einen sehr massiven Bajonettanschluss mit Sicherheitsrast mit dem
Rohrkörper verbunden (Abb. 2). Die mechanische Konstruktion überzeugt
auf der ganzen Linie.
Sehr
praxisgerecht ist auch die ausziehbare Augenmuschel - in Form einer gummierten
Schiebehülse - ausgefallen, mit der jedes Okular ausgestattet wurde (Abb.
3). Mit einem kurzen Dreh wird sie in der ausgefahrenen Position fixiert, das
garantiert eine optimale Einblickposition für Beobachter ohne Brille,
während im eingefahrenen Zustand Brillenträger ebenfalls das ganze
Bildfeld überblicken können. |
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« Abb. 03: Sämtliche Diascope-Oku- lare verfügen
über eine auszieh- bare Augenmuschel und werden beidseitig mit stabilen
Schutzkappen in einem praktischen "Cordura-Beutel " mit Gürtelschlaufe
ausgeliefert. Als Größenvergleich erkennt man im Vordergrund die
1¼ Zoll-Abbe-Okulare von Zeiss; im Hintergrund ist die Tragetasche
für das Diascope abgebildet.
Jedes Okular wird beidseitig mit Schutzkappen ausgeliefert. Zur
Grundausstattung gehört ebenfalls ein praktischer Cordura-Beutel mit
Gürtelschlaufe, so dass jedes Okular optimal geschützt ist. Beide
Weitwinkelokulare bieten ein angenehmes Einblickverhalten (Pupillenabstand: 18
mm) und ein sehr großes scheinbares Gesichtsfeld von 69Grad. |
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Die Abbildungsleistung muss durchweg gelobt werden, wobei das 40-fach
vergrößernde Weitwinkelokular noch besser abschneidet als sein
schwächer vergrößernder Bruder (30-fach). Auch die
punktförmige Abbildung der eingestellten Sterne kann angesichts des sehr
großen Gesichtsfeldes von 69Grad voll überzeugen und wird über
einen Bereich von etwa 80% des Gesichtsfeldes, dem ideal entsprechend,
wiedergegeben. Nur im äußersten Bereich treten geringe
Unschärfen auf.
Bei der Konstruktion des achtlinsigen
Vario-Okulars (20-60-fach) hat man sich bei Zeiss alle Mühe gegeben, das
technisch Machbare zu realisieren. Die homofokale Bauweise des Vario-Okulars
garantiert, dass beim Vergrößerungswechsel nicht nachfokussiert
werden muss! Das variable scheinbare Gesichtsfeld von 49Grad (Einstellung:
20-fach) bis 69Grad (Einstellung: 60-fach) ist derzeit konkurrenzlos und
besitzt bereits alle Eigenschaften, die das "Raumsehen" auszeichnen. Man
gewinnt nie den Eindruck, dass man durch eine beengte Tunnelröhre schaut.
Angesichts des "Gesichtsfeld-Rekordes" überrascht das Vario durch
eine hohe Abbildungsqualität: im Bereich von 35-facher bis 60-facher
Vergrößerung (Gesichtsfeld: ca. 55- bis ca. 69Grad) bildet es
über das gesamte Bildfeld genauso scharf ab wie beide Weitwinkelokulare!
Nur bei schwachen Vergrößerungen (20- bis 30-fach) müssen
Abstriche gemacht werden: Sterne erscheinen im äußeren Bereich des
Gesichtsfeldes unscharf, mit ausgeprägten "Kometenschweifen" - ein Zeichen
für Astigmatismus, der wohl bewusst in Kauf genommen wurde, um ein
möglichst großes scheinbares Gesichtsfeld zu realisieren. Insgesamt
betrachtet ist das Vario ein famoses Okular, das neue Maßstäbe
setzen wird. |
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« Abb. 04: Der Astro-Adapter ermöglicht den Einsatz von
1¼ Zoll- Steckokularen. Er besteht aus einem Adapterring, der mit Hilfe
einer Inbusschraube an das jeweilige Okular gekoppelt wird. Vorne im Bild
befindet sich der Überwurfring, der das Okular vor dem Herausfallen aus
der Bajonettöffnung sichert.
Der 1¼ Zoll-Okularadapter Der Okular-Adapter für
1¼ Zoll Astrokulare ist ein sehr nützliches Zubehör, da
hiermit der Anwendungsbereich der Spektive für astronomische Beobachtungen
erheblich erweitert wird (Abb. 4). |
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Dies macht sich vor allem bei der Sonnen- Mond- und
Planetenbeobachtung positiv bemerkbar, denn zahlreiche Details werden erst bei
höheren Vergrößerungen erkennbar. Es können
handelsübliche Steckokulare verwendet werden, die über einen
Adapierring direkt in die freie Bajonettöffnung der Spektive eingesetzt
werden (Abb. 5). » Abb. 05:
Montagebeispiel eines 1¼ Zoll Steckokulars per Astro-Adapter am
Zeiss-Diascope 85 T* FL. |
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Leider ist die Handhabung etwas umständlich, denn für einen
Okularwechsel muss jedes mal mit Hilfe eines lnbusschlüssels die
Halteschraube des Adapters gelöst werden. Das wird in der Dunkelheit zu
einem Geduldspiel und endet in der Regel mit dem Verlust des Schlüssels im
umliegenden Erdreich.
Die Fernrohradapter für das 1¼- und
2 Zoll-Stecksystem Zeiss Sports Optics bietet für astronomische
Anwendungen noch eine weitere Überraschung: Mit Hilfe von Adaptern
für das 1-1/4 Zoll- und 2 Zoll-Stecksystem können die
Diascope-Okulare an jedem handelsüblichen Fernrohr eingesetzt werden (Abb.
6). |
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Abb. 06: Mit Hilfe der neuen Fernrohradapter können die
Diascope-Okulare auch an astronomischen Fernrohren verwendet werden. a) Links
der 1¼Zoll Adapter mit 30-fach vergrößerndem
Weitwinkelokular. In der Bildmitte ist der 2 Zoll-Adapter zu erkennen, rechts
daneben das Vario. b) Die Montage des 2-Zoll-Adapters mit 40-fach
vergrößerndem Weitwinkelokular am 2 Zoll- Zenitspiegel eines
Teleskops. |
Astronomische Beobachtungen Um
das Beugungsbild zu beobachten, wurde der Stern Atair im Sternbild Adler
eingestellt, ein Hauptreihenstern der Spektralklasse A. Das außerfokale
Beugungsscheibchen (Vario, 60-fach und Abbe A6, 83.6-fach) wird der Natur
dieses Sterns entsprechend in weiß wiedergegeben und zeigt sehr
schön mehrere dunkle, sehr kontrastreiche Beugungsringe. Wird das
Scheibchen verkleinert, so weichen die Beugungsringe geringfügig von der
runden Idealform ab - ein Hinweis auf eine leichte Verspannung bzw. Biegung der
Optik. im Fokus werden Sterne nicht ganz nadelfein abgebildet. Warum das so
ist, erscheint auf den ersten Blick fraglich. Vielleicht führt die
gewichtsreduzierende Thin-Lens-Technologie dazu, dass man hier einen Punkt
erreicht hat, der an die Grenze des Machbaren stößt, so dass
mechanische Einflüsse (Biegungen) im Objektiv sichtbar werden.
Letztendlich führt dies aber zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung
der Abbildungsqualität, die Auflösung erreicht fast den theoretischen
Wert von ca.1"7.
Doppelsterne Zur Untersuchung des
Auflösungsvermögens wurden an verschiedenen Abenden mit sehr guten
Witterungsbedingungen zahlreiche Doppelsterne beobachtet. Die im vorigen
Abschnitt beschriebenen Eigenschaften einer leicht verspannten Optik wirkte
sich nicht nachteilig auf das Auflösungsvermögen aus. Nachfolgend ein
kleiner Überblick über Doppelsterntrennungen, die im Leistungsbereich
des Diascope 85 T* FL liegen: alpha Gem (1.9 mag/ 2.9 mag, Winkeldistanz: 3"2)
war bei 60-facher Vergrößerung (Vario) leicht trennbar, mit dunklem
Zwischenraum. Zeta Agr (4.4 mag/4.5 mag, Winkeldistanz: 2"0) erschien im Vario
(60-fach) nicht getrennt, bei 83.6-facher Vergrößerung
länglich. Erst im Abbe-Okular A4 (125.5-fach) erschienen beide Komponenten
als individuelle Sterne, die ohne Zwischenraum dicht beieinander stehen.
Die Komponenten von epsilon Boo (2.7 mag/5.1 mag, Winkeldistanz: 2"9)
waren durch das Vario (60-fach) nicht getrennt zu erkennen. Der schwächere
Begleiter (grünlich) wird erst im Abbe-Okular A6 sichtbar. Steigert man
die Vergrößerung mit dem Abbe A4 auf 125.5-fach, so sind beide
Komponenten mit dunklem Zwischenraum leicht zu trennen.
Sonne
Das neue Diascope 85 T* FL ist ein ganz hervorragendes Instrument zur
Beobachtung der Sonnenaktivität. Mit Hilfe der AstroSolar-Folie von Baader
(Dichte 5), die mit Hilfe einer Selbstbaufassung als Objektivfilter einfach
über die Taukappe gestülpt wird, können eine Fülle von
Einzelheiten auf der Oberfläche der Sonne beobachtet werden. Am 27. Juli
beeindruckte die hohe Aktivität: Das Vario (ca. 33-fach) zeigte im
Zeiss-Spektiv 13 Fleckengruppen mit insgesamt 185 Einzelflecken. Zum Vergleich:
Durch das AS 80 mm/840 mm mit Vario und 33.5-facher Vergrößerung
waren 13 Fleckengruppen mit 195 Einzelflecken sichtbar.
Das Sonnenbild
verblüffte auch erfahrene Sternfreunde, die einen Blick durch das neue
Zeiss-Spektiv richteten, denn tiefschwarze Umbren, detailreiche Penumbren mit
zahlreichen filamentartigen Strukturen und eine weiße Oberfläche mit
Granulationsstruktur bildeten einen Kontrast erster Güte, der keinen
Vergleich mit einem hochwertigen Astrofernrohr scheuen muss.
Mond
Es wurden Vergleichsbeobachtungen zwischen dem Diascope 8 5 T* FL und
dem Zeiss AS 80 mm/840 mm durchgeführt. Da die neuen Zeiss-Spektive auch
mit 1-1/4-Zoll-Steckokularen ausgerüstet werden können, interessierte
natürlich ein Vergleich zwischen den Diascope-Okularen und den
erstklassigen Abbe-Okularen, die seit Jahren in zahlreichen Tests immer wieder
als optische Referenz her- angezogen werden.
Zunächst wurde das
Vario am Diascope auf etwa 52-fache Vergrößerung eingestellt, im AS
80 mm/840 mm wurde das Abbe-Okular A16 (52.5-fach) verwendet. im direkten
Vergleich können Einzelheiten (z.B. Kleinstkrater in der Wallebene
Clavius) im AS 80 mm/840 mm etwas schneller erkannt werden, da hier der
Kontrast geringfügig höher ausfällt als im Diascope. Dies
änderte sich, als auch beim Diascope ein Abbe-Okular (A10, 50.2-fach)
eingesetzt wurde. Die für sich betrachtete hohe Abbildungsqualität
der Diascope-Okulare wird durch die Abbe-Okulare noch einmal übertroffen.
Das eingestellte Mondbild wird zum "echten Knaller", hier muss das
halbapochromatische Objektiv AS 80 mm/840 mm, hinsichtlich des Kontrasts und
der Farbneutralität passen. Ein Blick auf den Mondrand zeigt weitere
Unterschiede: Im 85 T* FL wird er weiß ohne Saum abgebildet, im AS 80
mm/840 mm hingegen etwas getönt, mit leicht blauem Saum. Dies
unterstreicht die apochromatischen Eigenschaften der neuen
Spektivoptik.
So richtig interessant wird der Spaziergang über die
Mondoberfläche erst, wenn die Vergrößerung gesteigert wird. Die
kleine, westlich der "Langen Wand" gelegene Rille Rima Birt, wird an ihrem
nördlichen Ende vom Krater Birt E (Ausdehnung: 4.9 km x 2.9 km) und an
ihrem südlichen Ende vom Krater Birt F (Durchmesser: 3.1 km)
abgeschlossen. Das ganze Rillensystem ist für eine 80mm-Optik ein gutes
Prüfobjekt und stellt auch das Diascope vor keine größeren
Probleme: Die Rille ist mit den Abbe-Okularen A (83.6-fach) und A4 (125.5-fach)
leicht zu erkennen, ebenfalls kann der Krater Birt E aufgelöst werden. Der
im Schattenwurf des Kraters Birt gelegene Krater Birt F war hingegen nicht zu
sehen. Beobachtungen durch das AS 80mm/840mm ergaben die gleichen Resultate.
Planeten Beobachtungen von Planeten sind
naturgemäß nicht die Stärke von Spektiven, da der nutzbare
Vergrößerungsbereich durch systeminterne Okulare in der Regel bei
60-fach endet. Nicht so beim neuen Diascope 85 T* FL: Durch den hauseigenen
Astro-Adapter für Steckokulare stößt man in Bereiche vor, die
bisher nur astronomischen Fernrohren zugänglich waren. Die Qualität
der fluoridhaltigen Objektivgläser liefert selbst im Abbe- Okular A4 bei
125.5-facher Vergrößerung ein kontrastreiches und detailreiches
Bild, das nur vom eingeschränkten Einblickverhalten der kleinen Augenlinse
des Abbe-Okulars beeinträchtigt wird.
Ein Blick auf Jupiter zeigte
neben mehreren Wolkenbändern auch Verdickungen und Ausbuchtungen sowie
Schattenvorübergänge der Jupitermonde. Das Vario (60-fach) zeigt hier
schon eine ganze Menge, aber erst mit kurzbrennweitigen Steckokularen f=4mm und
f=6mm), die über den bereits erwähnten Astro-Adapter eingesetzt
werden, präsentiert sich die Jupiteratmosphäre so, wie man es z.B.
von einem AS 80/840 Refraktor bei höheren Vergrößerungen
gewohnt ist. Beide Objektive zeigen die Details in gleicher Auflösung.
Deep-Sky-Beobachtungen Die Mobilitätsfrage ist heute,
angesichts lichtüberfluteter Ballungsräume, wichtiger denn je, um
erfolgreiche Deep-Sky-Beobachtungen durchzuführen. Das Diascope 85 T* FL
entfaltet in diesem Bereich durch seine einfache Handhabung seine ganze
Stärke, es macht Spaß mit diesem Instrument auf Entdeckungsreisen
ins Reich der Milchstraße zu gehen.
Es bereitet keine Probleme,
das 1.45 kg leichte Spektiv mit Hilfe der als Zubehör lieferbaren
Tragetasche über längere Wegstrecken hinweg huckepack mitzunehmen
(Abb. 3). Die Okulare werden einfach am Hosengürtel befestigt, was dank
der Cordura-Beutel mit Gürtelschlaufe kein Problem ist. Mit einem leichten
bis mittelschweren Stativ plus Azimutkopf (z.B. BP 60 von Baader) - in einem
weiteren Behälter verstaut - sowie einem Sternatlas ist man für das
Abenteuer Universum bestens gerüstet!
Deep-Sky-Beobachter werden
es bedauern, dass die Diascope-Okulare keine Anschlussmöglichkeit für
Nebelfilter bieten. Wer hofft, wenigstens über den Astro-Adapter für
1-1/4-Zoll Steckokulare eine Option zu erhalten, wird enttäuscht sein,
denn durch das montierte Nebelfilter wird der Anschlagpunkt in der
Bajonettfassung des Diascope so früh erreicht, dass eine Scharfstellung im
Unendlichen unmöglich ist.
Dies ist aber schon der einzige
Wermutstropfen, der zu beklagen ist. Ich habe das neue Spektiv mit dem
fabelhaften Azimutkopf BP 60 (siehe Abb. 1) von Baader verbunden und auf ein
Photostativ gesetzt. Das Ganze ist innerhalb von Sekunden fertig montiert, so
dass man sofort beobachtungsbereit ist: Ob M57 (Ringnebel), M17 (Omeganebel)
oder M8/M20 (Lagunen- bzw. Trifidnebel) - all diese Objekte beeindrucken durch
hohe Ästhetik. Kugelsternhaufen wie M13, M2 oder M15 werden im
äußeren Bereich in Einzelsterne aufgelöst, die wie kleine
glitzernde Diamanten auf schwarzen Grund funkeln. Auch schwächere Objekte,
wie M97 (Eulennebel) oder die beiden Galaxien M81/M82 im Großen
Bären bereiten keine Probleme. Hier kann das Diascope 85 T* FL so richtig
zeigen, was in ihm steckt.
Mit dem Vario entsteht übrigens ein
ganz neues Beobachtungserlebnis, indem man z.B. den Hantelnebel M27
zunächst mit schwacher Vergrößerung (20-fach) einstellt und
anschließend hochzoomt, bis die maximale Erkennbarkeit an Details
erreicht wird. Diese Beobachtungstechnik faszinierte mich zusehends und
erhöhte den Spaß-Faktor ungemein, getreu nach dem Motto: "Das beste
Teleskop ist dasjenige, mit dem man am meisten beobachtet."
Fazit Das neue Diascope 85 T* FL ist ein
hochinteressantes Spektiv, das die Tür zur Himmelsbeobachtung weit
aufstößt. Seine Kompaktheit und Leistungsfähigkeit kann auf der
ganzen Linie überzeugen und unterstreicht damit die werkseigene Devise
leicht - kurz - leistungsfähige. Als Geheimtipp dürften sich die
neuen Okulare zur Diascope-Serie entwickeln. Beide Weitwinkelokulare (30- und
40-fach) überzeugen durch eine hohe Abbildungsqualität und bieten
neben ihren großen Gesichtsfeldern (69Grad) ein sehr gutes
Einblickverhalten. Das Vario-Okular (20- bis 60-fach) mit einem variablen
Gesichtsfeld von 49- bis 69 Grad ist derzeit konkurrenzlos und bietet eine
beachtliche optische Leistung.
Zeiss Sports Optics bietet das Diascope
85 T* FL in der Preisliste vorn 1. 6.2003 für 1599 Euro an. Die neuen
Weitwinkelokulare sind für jeweils 274 Euro zu haben, während das
Vario (20- bis 60-fach) mit 384 Euro zu Buche schlägt. Im
Zubehörprogramm können der 1-1/4-Zoll-Astro-Adapter (30 Euro) sowie
die beiden Fernrohradapter (1-1/4 Zoll und 2 Zoll) für die
Diascope-Okulare (110- bzw. 115 Euro) erworben werden. Ein Muss für alle
Sternfreunde!
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Elmar Remmert beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der
Astronomie und leitete von 1995 bis 2002 die Fachruppe "Amateurteleskope" der
Vereinigung der Sternfreunde e.V. Für Sterne und Weltraum berichtet er
seit 1978 regelmäßig, u.a. über neue Teleskope und
Zubehör.
Copyright: Elmar Remmert und Sterne und Weltraum,
Oktober 2003, Seite 70 ff. |
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