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Die bekannteste CCD-Kamera für Amateurastronomen ist die
ST- 4 von SBIG. Sie bot erstmals die Möglichkeit, für wenig Geld die
CCD-Technik, die schon seit etwa einem Jahrzehnt an den großen
Sternwarten viele Zweige der Himmelsbeobachtung revolutioniert hat, auch an den
kleinsten Fernrohren anzuwenden. Die modernste Nachfolgerin der ST4 ist die
hier vorgestellte CCD-Kamera ST- 7. Zur Zeit erleben wir einen technischen Wandel in der Astrophotographie. Immer häufiger werden Bilder publiziert, die nicht mehr mit der herkömmlichen Photographie auf Film entstanden sind, sondern mit der CCD-Technik. CCD-Aufnahmen zeigen oft Objekte geringer scheinbarer Größe, wie Planetarische Nebel, Planeten oder Galaxien. Hier ist die CCD-Technik dem Film deutlich überlegen. Im folgenden möchte ich meine Erfahrungen mit der CCD-Kamera ST- 7 von SBIG, der Nachfolgekamera der ST- 4 und der ST- 6, beschreiben. Die ST-7 repräsentiert die neueste Generation von CCD-Kameras. Sie verwendet zwei CCD-Chips, die auf derselben Fokalebene ca. 6 mm voneinander getrennt implementiert werden. Der rauscharme Kodak KAF400 dient der Bildgewinnung. Der zweite Chip, der TC211 von Texas Instruments, dient der Nachführung. Der KAF400 besitzt 768 X 512 Pixel auf einer lichtempfindlichen Chipfläche von 6.91 mm x 4.61 mm bei einer Pixelgrösse von 9 my. Das ergibt bei einer Brennweite von 2000 mm einen Himmelsausschnitt von ca. 12 x 8 Quadratbogenminuten. Der Kodak-Chip verfügt über den sog. MPP (multipinned-phase)-Mode, der gegenüber herkömmlichen CCD-Chips einen 100mal geringeren Dunkelstrom aufweist. Der Dunkelstrom, d.h. das thermisch bedingte Rauschen ist dadurch sehr niedrig und wird immer dann um die Hälfte reduziert, wenn sich die Temperatur um 6 Grad C verringert. Die Kühlung erfolgt über ein einstufiges Peltier-Element und über einen vibrationsfreien Lüfter, der die CCD-Kamera auf ca. 30 Grad C unter die Umgebungstemperatur abkühlt. Die gesamte Elektronik ist im Kamerakopf installiert, der ca. 1 kg wiegt. |
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Sämtliche
Steuerungs- sowie einige Bildverarbeitungsfunktionen werden durch die
mitgelieferte DOS- oder WINDOWS-Software abgedeckt. Die Übertragung der
Integrationen erfolgt über die parallele Schnittstelle. Die
Übertragungszeit variiert in Abhängigkeit von der Auflösung und
beträgt ca. 3 bis 15 Sekunden. Verfügt die Montierung über eine Buchse für Steuerkorrekturen, so lässt sich ein Interfacekabel von der Kamera zur Montierung anbringen, welches Impulse für Nachführkorrekturen überträgt. Die ersten Probeaufnahmen im April 1995 hatten den Mondterminator zum Ziel. Dabei galt es erst einmal, sich mit den Betriebsfunktionen der Software auseinanderzusetzen. Das gelang sehr gut, denn die Software verfügt über eine übersichtliche Benutzungsoberfläche und ist dank der Pull-Down-Menuetechnik sehr anwenderfreundlich. Die minimale Belichtungszeit von 0.11 Sekunden reicht schon aus, um Teile der Mondoberfläche überzubelichten. Mit einem Graufilter ließen sich hingegen gute Ergebnisse erzielen. Eine Kühlung ist im allgemeinen bei Mond- oder Planetenaufnahmen nicht notwendig. |
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Die Software unterstützt das Fokussieren dadurch, daß
nicht nur das Bild des Sternes, sondern auch die maximale Ladungsmenge eines
Pixels innerhalb des Sternbildes numerisch dargestellt wird. Sobald diese
Ladungsmenge den höchsten Wert erreicht hat, wenn sich also die Photonen
auf eine minimale Anzahl von Pixeln konzentrieren, ist der Fokus gefunden.
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Die ST-7 unterscheidet sich von allen anderen Kamerasystemen dadurch,
daß sie über einen Nachführchip verfügt, der die Kamera
bis zu eine Stunde selbständig nachführt. Dies hat zwei entscheidende
Vorteile. Zum einen haben die so gewonnenen Aufnahmen ein besseres
Signal-Rauschverhältnis als kurzbelichtete und danach aufaddierte
Aufnahmen (M. Newberry: CCD Astronomie Sommer S. 34, 1994), zum anderen ist der
Nachführchip so empfindlich, daß schon nach wenigen Sekunden Sterne
der 14ten Größe erreicht werden, die zum Nachführen noch
geeignet sind. Dadurch werden häufiger Korrekturimpulse zum Ausgleichen
von Nachführfehlern an die Montierung gesendet. Das Finden von geeigneten Sternen zum Nachführen stellt trotz der getrennten CCD-Chips kein Problem dar. Die Software unterstützt diese Funktion, indem sie selbständig mit dem Nachführchip eine Aufnahme macht, den hellsten Stern als Nachführobjekt vorschlägt und während der Belichtungszeit dessen Position kontrolliert und gegebenenfalls Korrekturimpulse an die Montierung sendet. Um die Effekte des Seeings und damit die daraus resultierende verminderte Auflösung einzuschränken, lassen sich mit dem sogenannten 2fach- oder 3fach-Binning die 9-my-Pixel in 18-my- oder in 27-my-Pixel vergrößern. Die Winkelauflösung pro Pixel (in " beträgt: Pixelgröße x 206 / Brennweite, wobei die Brennweite in mm einzusetzen ist. Danach produziert eine 8"-f/10-Optik bei 9 my Pixelgröße einen Bildmassstab von 0."9 pro Pixel. Bei einem Seeing von 3" verteilt sich das Licht auf erheblich mehr als ein Pixel. Das Bild ist "oversampled". Mit dem Binning lassen sich die Winkelauflösung und das Seeing in Einklang bringen. Dabei entsteht ein weiterer positiver Effekt, denn das Lichtsammelvermögen und die Empfindlichkeit wachsen mit der Pixelgröße und reduzieren gleichzeitig das Rauschen. |
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Soll das elektronische Bild Grundlage für eine quantitative
Auswertung sein, so sind neben der Darkframe-Subtraktion auch
gerätespezifische Fehlerquellen wie z.B. unterschiedliche
Pixelempfindlichkeit oder bei Verwendung eines Fokalreduktors eine eventuell
auftretende Vignettierung bei der Bildverarbeitung zu berücksichtigen.
Die hier dargestellten Aufnahmen stellen nur eine mögliche Anwendung dieser auch für den Amateur zugänglichen Technik dar. Astrometrische und photometrische Messungen sowie Echtfarbenphotographie sind weitere interessante Bereiche, die mit CCD- Kameras realisiert werden können. Die "Dunkelkammer auf dem Schreibtisch" eröffnet dem interessierten Amateur ungeahnte Möglichkeiten und Perspektiven, die bis vor einigen Jahren nur den professionellen Astronomen vorbehalten waren. Aktueller Hinweis: Die Bildaufnahmechips in allen heute lieferbaren "Selfguiding" SBIG CCD - Kameras sind die neuen E-Chips von Kodak mit einer erweiterten Blauempfindlichkeit. Die neuen Kamerabezeichnungen lauten deshalb auch ST7-E, ST8-E, ST9-E und ST10-E. |